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Arbeitsgemeinschaft Bieli Transport AG und TIT Imhof AG: Die ersten Monate vollelektrische Kehrichtsammlung im Laufental und Schwarzbubenland

Seit dem 1. Juli gehören sie zum neuen Bild der Gemeinden: Die vollelektrischen roten oder weiss-blauen Kehrichtsammelfahrzeuge. Täglich sind sie mit ihrer Besatzung im Einsatz. Dabei verpasst man sie, wenn man nicht genau hinsieht – denn sie kommen ganz ohne das alte Dieselgedröhne elegant elektrisch daher. Zeit, um die direkt Beteiligten nach ihren Eindrücken, Erfahrungen und Meinungen zu fragen. 

Das Sammel-Gespann

Das eingespielte Team auf der Mittwochs-Tour kennt das Gebiet wie seine Westentasche: Linus Borer ist seit 35 Jahren Fahrer bei der Bieli Transport AG und bei seinem Belader Suhanthan Kandasamy sind es auch bereits 15 Jahren.

Wie sind eure Erfahrungen im Alltag?

Es läuft rund. Die Freitags-Runde ist schon vorher die längste Tour gewesen, mit den meisten Steigungen. Um sicher durchzukommen, muss am Mittag zwischengeladen werden, das macht den Tag lang.

Merkt ihr einen Unterschied bei der Arbeit?

Die Arbeit selbst ist genauso anspruchsvoll, teils mehr, da man andere Dinge beachten muss, die noch nicht zu 100% in Fleisch und Blut übergegangen sind. 
Das Fahren selbst war schnell geübt, an der Beladung hat sich gar nichts geändert. Die Erfahrungen mit den Batterien und das verbrauchsoptimierte Fahren werden jetzt in der kalten Jahreszeit weitergehen. Aber ganz unabhängig vom Antrieb kann es auch einmal zu technischen Defekten kommen, wir stellen aber immer sicher, dass die Sammlung erledigt wird – auch wenn das für uns mal einen langen Abend gibt. 
Am Rattern bei den Containern hat sich natürlich nichts geändert, aber es ist sehr angenehm, dass das Fahren deutlich ruhiger geworden ist.

Was denken die Anwohner?

Gemeinde Erschwil

2-Personen-Haushalt, pensioniert, kümmern sich an mehreren Tagen um die Enkel.

Wie sind Ihre Erfahrungen im Alltag?

Positiv, das ist die Zukunft, gut, dass etwas unternommen wird.

Wie gefällt Ihnen die neue Kehrichtsammlung?

Es läuft einfach, der Sack ist sicher weg. Früher hat man den LKW gehört, da wurde man noch auf die letzte Minute daran erinnert, das fällt jetzt halt weg, verliert daher auch das Gefühl für den Zeitpunkt der Sammlung, aber das braucht es eigentlich ja gar nicht.

Was möchten Sie persönlich bemerken?

Die Abholung der Plastiksäcke wäre noch toll, wir trennen gerne. Noch sind wir mobil und bringen die separaten Plastiksäcke ohne Probleme weg, aber für die Zukunft.

Gemeinde Liesberg

Zwei berufstätige Erwachsene in Lebensgemeinschaft, zwei Katzen (Freigänger, es fällt kein Katzenstreu an).

Was ist besser geworden?

Das neue, leise und emissionsfreie Fahrzeug liegt im heutigen Umweltschutz-Trend. Die angewandte Technik in den Fahrzeugen wirft aber Fragen auf: Die Schürfung der verwendeten Rohstoffe (Lithium) für den Bau der Akkus emittiert selbst sehr viel CO2 und der elektrische Strom wird vielerorts nicht CO2-neutral generiert. Vielleicht wäre die Technik der Brennstoffzelle eine bessere Lösung.

Was ist schlechter geworden?

Die eher späte Abholung der Kehrichtsäcke ab 13:00 Uhr. Die Gemeindeverwaltung gibt an, dass die Kehrichtsäcke am Abhol-Tag bereits am frühen Morgen bereitgestellt werden müssen (07:00 Uhr). Die Säcke werden aber erst ab 13:00 Uhr abgeholt. Das bedeutet, dass sich gerade in der dunklen Jahreszeit Tiere daran zu schaffen machen. Wenn bekannt wäre, wann die Abholung stattfindet, könnten die Kehrichtsäcke zu einer geeigneteren Tageszeit bereitgestellt werden.

Was möchten Sie persönlich bemerken?

Es muss in den Haushalten viel mehr um Abfallvermeidung gehen.

Der Auftraggeber

Die Kehrichtbeseitigung Laufental - Schwarzbubenland AG (KELSAG) ist seit Jahren aktiv am Thema Nachhaltigkeit. In Liesberg wird eine Photovoltaik-Anlage betrieben und Biogas produziert. Das in der Deponie entstehende Gas wird kontrolliert verbrannt und so jährlich rund 600 Tonnen CO2 «vernichtet». 2016 wurde die ETH von der KELSAG beauftragt, zu prüfen, ob es in der topographisch anspruchsvollen Region technisch möglich wäre, mit reinen Elektro-Fahrzeugen unterwegs zu sein. Damals fiel das Urteil der Studie positiv aus, wenn denn die technischen Entwicklungen weiter voranschreiten würden. Nach intensiven Diskussionen folgte der Entscheid, die Dauer der damaligen Ausschreibung auf zwei Jahre zu verkürzen, um dann im Falle der prognostizierten technischen Reife in der neuen Ausschreibung den Elektro-Antrieb in den Bewertungskatalog aufzunehmen. Als Edmund Frey Kuron im Mai 2018 als Verwaltungsrat startete, war das auch der Startschuss sich konkreter mit dieser Technologie auseinanderzusetzen. Nach der Vergabe an die Arbeitsgemeinschaft Bieli Transport AG und TIT Imhof AG hatte er sein erstes Erlebnis mit einem E-Sammler bei der von Bieli organisierten Testfahrt im Januar 2019, deren Erfolg alle KELSAG-Mitarbeitenden beeindruckten. An der AGLAT 2019 konnte dann das Bieli-Sammelfahrzeug erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Esther Grond, die Leiterin der Verwaltung, sitzt ganz nah bei der Bevölkerung, wenn in ihrem Team-Büro die Anrufe aus den Gemeinden angenommen werden. Sie erzählt von einer älteren Dame, die ziemlich zu Beginn der Umstellung angerufen hat, dass der Sack noch nicht abgeholt sei. Im Gespräch ergab sich, dass die Dame den Sammler schlicht nicht gehört hatte und deshalb vermutete, dass ihr Sack noch draussen stehen müsste – dabei war er längst weg.

Nicht alles läuft schon absolut glatt

In der ersten Zeit lief es technisch mit dem «weissen-blauen E-Sammler» nicht so glatt, der «Pfuus» ging aus. Um den Sammelbetrieb abzuschliessen, musste die Mannschaft einige Male auf das Ersatzfahrzeug zurückgreifen. Was manche Anwohner noch irritiert: Die Fahrer optimieren Software-gestützt beständig die Wege auf ihren Touren, um die gespeicherte Energie so effizient wie möglich zu nutzen. Dadurch kann es zu unterschiedlichen Abholzeiten kommen, je nach effektivem Stromverbrauch – und der ist auch abhängig von den schwankenden Mengen der jeweiligen Sammlung. Daher die Bitte an alle Anwohner: Halten Sie sich an die Regeln zum Deponieren der Säcke, dann passt alles im Laufe der Tour.

Fazit aus den ersten Monaten
Was zählt: Der Sack ist weg

Die Anwohner können sich auf die Sammlung verlassen, mit der Einführung der neuen Technologie gehen keine Abstriche einher.

«Elektrisch und leise auf der Abfallreise» geht es weiter in die Zukunft!

6. Dezember 2019

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